Skulpturen aus Gips - nicht nur abtragen sondern auch aufbauen

Haben Sie gewusst, dass mit Gips nicht nur abtragend, von einem Stück ausgehend, gearbeitet werden kann, sondern über Wochen oder Monate hinweg immer wieder neu Gips aufgetragen werden kann und so eine Skulptur Form gewinnt? Genau dies wollen wir zum Thema machen. Wie komme ich aufbauend-spachtelnd und abtragend-raspelnd an meine skulpturalen Vorstellungen heran?
 
Gips - im wesentlichen gebranntes Calciumsulfat - ist ein einfach zu handhabendes Material: Gips in Wasser einstreuen, einsumpfen lassen, umrühren und loslegen. Von der Schule her kennen wir ihn vom Abgiessen von Tierabdrücken im Wald oder vom "Sichern" von Formen, die wir zuerst aus Ton modelliert haben. Gipsnegativ um die Tonarbeit gelegt, Ton entfernt, Negativ mit Gips ausgegossen und Guss von Gipsnegativ befreit. Wenn alles klappt, steht das ursprünglich in weichem, warmem Ton modellierte Werk nun strahlend-weiss vor uns.
 
Mit dem Abgiessen und Sichern erschöpft sich unser Repertoire nicht, sondern es sollen Skulpturen direkt aus dem "schneeweissen Material" modelliert werden - Gips also als eigenständiges, plastisches Material erfahren! Als Kern mag ein Drahtgerüst oder ein Stück Hartschaumstoff dienen, damit die Skulptur nicht allzu schwer wird. Oder wir lassen uns von Gipsnegativ-Bruchstücken zu einem neuen Formfindungsprozess anregen. Und wem die weisse Erscheinung der Plastik zu kühl erscheint, kann die Oberfläche mit Schellack und Farbpigmenten patinieren oder bemalen.